Sexualisierter Übergriff im Lokal „KuKu – das linke Beisl“ in Wien

Verspätet aber doch, wollen wir dieses Statement auch noch veröffentlichen. Wir sind enttäuscht und wütend, dass selbst linke Männer* sich nach wie vor nicht mit ihrer eigenen Scheisse auseinandersetzen und immer wieder zu Tätern* werden. Und selbst danach werden sie noch meist vom eigenen Umfeld geschützt…

Hier das Statement:

Wir, eine Gruppe von Personen die sich aus Solidarität zusammengefunden hat, möchten euch auf diesem Weg das Statement einer ehemaligen KuKu-Mitarbeiterin, Mitgorganisatorin von „Soli im KuKu“ und ehemaligen Freundin des Lokals „KuKu – das linke Beisl“, auf ihren Wunsch hin, öffentlich zugänglich machen:

>Ich wurde zur Betroffenen eines sexuellen Übergriffs durch einen ehemaligen sehr guten Freund, Kollegen und „Führungsperson“ meines ehemaligen, jahrelangen Stammlokals und Wohnzimmer „KuKu“ und habe aufgrund des „Umgangs“ des Lokals damit (und den mit anderen Übergriffen) sowie der sexistischen Grundstruktur im Lokal nun beschlossen öffentlich Stellung zu beziehen.

Ich möchte gerne über den Täter aber auch den „alten“, männlich dominierten Kern des Lokals berichten, da aus meiner Sicht ein Zusammenspiel und der überaus ignorante Umgang mit dem Thema Sexismus, Männlichkeit und übergriffigem Verhalten das Lokal als einen für mich höchst unsicheren Ort enttarnt.

Geschehen ist dieser Übergriff auf mich während ich stark alkoholisiert (wie davor auch schon öfter) im Lokal geschlafen habe. (An dieser Stelle möchte ich gleich all jene, die an dieser Stelle hoffen ich würde das Geschehene näher beschreiben, enttäuschen. Ich bin der Meinung als Betroffene, als „Opfer“ muss ich das nicht.)

Im Rahmen meiner mehrjährigen Tätigkeit und meines Aufenthalts im Lokal war es mir und Anderen das Hauptanliegen, den Umgang mit Sexismus dort zu verändern bzw. vor allem die älteren Männer im Lokal dahingehend zu sensibilisieren. Dass ich mich hier nicht in einer Wohlfühlzone befinde, war mir bewusst, dass sich das Ganze nicht nur einmal als schwierig erweisen würde auch, aber den „Ausgang“ dieser Bemühungen, der das ganze offensichtlich als unmöglich zurücklässt, hatte ich so nicht kommen sehen.

Antisexismusarbeit im KuKu ist (wie in vielen anderen linken Räumen auch) fast ausschließlich reine Frauensache. Uns wurde oft nur Gehör „geschenkt“ und es wurde unseren „Wünschen“ nur nachgekommen, wenn wir uns Respekt erarbeitet, oder einen gewissen („sonst feut sie wieder herum“)-Punkt erreicht hatten, an dem aus Gemütlichkeit nachgegeben wurde.

Der Wunsch, andere in der Szene bekannte Täter auszuschließen, war oft mühsame (weibliche) Arbeit von Monaten.
Und wenn sie mal nicht vehement bekämpft wurden, wurden die Beschlüsse oft schlicht nicht durchgezogen und/oder die Personen, die diese einforderten bzw. Betroffene nicht/halbherzig geschützt.

Eine Struktur, die Sexismus nicht nur nicht ablehnt, sondern einen Raum, in der manche – die immer wiederkehrende Forderung nach einem „Raum für ALLE – EGAL FÜR WEN“ – sogar begrüßt, stellt meiner Meinung nach eine Gefahr dar. Wo ich noch erwähnen möchte dass das KuKu bei weitem keinen „Raum für alle – EGAL FÜR WEN“ darstellt, denn Nazis und Faschos fliegen im Gegensatz zu Sexisten und Tätern kompromisslos raus, schließlich ist das Beisl ja „links“.


Ich sehe mich nun, wie viele andere Betroffene sexueller/körperlicher Übergriffe nicht nur mit der Tatsache konfrontiert, dass meine körperlichen Integrität, langjähriges Vertrauen an diesen ehemaligen Freund und meine Psyche massiv verletzt wurden, sondern auch mit einem bzw. mehreren Menschen konfrontiert, die nicht ehrlich zu mir waren.

Als ich über das Ganze mit anderen Personen gesprochen habe, kam ans Tageslicht, dass die Person bereits vor Jahren einen ähnlichen Übergriff getätigt hat, was mir NIEMALS, in all den Jahren engen Zusammenarbeitens und Freundschaft weder vom Täter selbst, noch von jemand anderem erzählt wurde. Und ich habe dort nicht nur manchmal gearbeitet, sondern quasi meine gesamte Freizeit mit diesen Leuten verbracht.

(ICH möchte selbst entscheiden, mit wem ich mich wie sicher fühle und für mich stellt es eigentlich eine Selbstverständlichkeit dar, nicht für mich sondern für alle anderen Frauen, in so einem Rahmen über so etwas informiert zu werden!)

Die Tatsache, dass nicht nur nicht offen mit der Täterschaft der aktuellen Person umgegangen wurde, sondern auch anderen – z.B. Stammgästen – sehe ich als linksradikale Feministin als Angriff auf alle Frauen die in diesem Lokal ein und aus gehen. Das zb. vor Jahren ein anderer Täter auch nach publikwerden seiner Übergriffe das KuKu seinen Arbeitsplatz und Safe-Place nennen durfte hätte nicht nur ich gerne vor meiner Tätigkeit dort erfahren.

Dem allen nicht genug, wurde in der ersten Nachbereitung „meines Falles“ das Plenum von einigen männlichen Teammitgliedern mit der Aussage „Der Vorfall hätte sich außerhalb der Öffnungszeiten im Lokal abgespielt und muss deshalb vom Team nicht besprochen werden“ beendet.

Gerade die tonangebenden Männer im KuKu waren also nicht mal im Falle des Übergriffes auf eine langjährige Freundin dazu bereit, Verantwortung zu übernehmen und sich der eigenen Rolle in der sexistischen Struktur des „harten Kerns“ zu stellen.
Dies geschah natürlich in meiner Abwesenheit, ähnliches wurde mir jedoch ins Gesicht auch gesagt.


Dass ich mich von diesem Umfeld als Mensch, als Frau, stark entwertet fühle müsste ich an dieser Stelle nicht erwähnen, tue es aber dennoch.
Nicht zuletzt um den Schmerz darüber viele Jahre Soliarbeit, vermeintlicher Freundschaft und (missbrauchtem) Vertrauen zurücklassen zu müssen, Ausdruck zu verleihen.

Darüber hinaus darf nicht untergehen, dass sich ein „linkes Beisl“ wieder als eine männerdominierte Konsumbude herausgestellt hat, in der Frauen und deren Meinung gerade so viel gelten wie es nicht ungemütlich wird.

Für mich ist dieses Lokal unbetretbar geworden, solange die angesprochenen Personen etwas zu sagen haben, Täter geschützt werden und Frauen bzw. Feminismus – in welcher Weise auch immer – abgewertet, nicht gehört und belächelt werden.

Was nicht bedeuten soll, dass ich allen, vor allem Frauen, die mir jetzt zur Seite gestanden haben, unermüdlich jahrelang daran gearbeitet haben, etwas zu verändern und es in Zukunft auch tun wollen, meine Solidarität für ihr Schaffen entziehen will, schließlich war ich selbst jahrelang selbst Teil davon.

Denn gerade das Vertreiben von Betroffenen und deren Support ist eines der Praktiken, die es Gruppen von Typen ermöglicht, Täterschaft vor „denen die nachkommen“ zu verheimlichen, zu verschleiern und/oder zu verharmlosen.

Um mich abschließend aber klar auszudrücken:
Aufgrund der Tatsache dass dieser sexuelle Übergriff und meine Antisexismusarbeit bis zum heutigen Zeitpunkt nur Konsequenzen für mich als Betroffene hatte (psychische/körperliche Ebene, retraumatisierung, Verlust eines sichergeglaubten Ortes, Freundschaften, Vorwurf der Verleumdung) und N U L L für den Täter glaube persönlich nicht daran das sich hier je etwas ändert.

Meine Bitte:

Solidarisiert euch mit den Betroffenen von sexualisierten Übergriffen, Gewalt und sonstiger Unterdrückungsformen!<

Schaut nicht weg!

Links sein heißt ANTISEXISTISCH SEIN!
Links sein heißt TÄTER und deren BESCHÜTZER OUTEN!

~die Gruppe gegen Taeterschutz

http://kukuouting.blogsport.eu/